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tumult

Mensch, Tier oder doch alles nur Personen?

Darf ich Fleisch aus Massentierhaltung essen? Darf ich Experimente an Tieren durchführen zu Gunsten der Menschen? Darf ich Tiere im Zoo halten?

 

In der Philosophie gibt es mehrere Teildisziplinen unter anderem die Anthropologie. Diese beschäftigt sich zwar zum Großteil damit, was der Mensch ist, jedoch auch damit wie sich der Mensch vom Tier abgrenzen lässt. 

Peter Singer, einer der Philosophen, die als sehr kontrovers gelten, hat hierzu auch eine Theorie aufgestellt, die die Grenzen zwischen Mensch und Tier verschwimmen lässt. Laut seiner Theorie ist es irrelevant, ob es sich bei einem Lebewesen um einen Menschen oder um ein Tier handelt – relevant ist lediglich, ob es eine Person ist. Nun stellt sich jedoch die Frage, was eine Person ist. Eine Person ist laut Peter Singer ein Lebewesen, welches bestimmte kognitive Fähigkeiten besitzt wie Folgen einer Handlung zu deuten und darauf zu reagieren oder sich seiner eigenen physischen und mentalen Fähigkeiten bewusst zu sein. 

Vorwiegend lässt sich diese Definition somit auf Primaten übertragen, die nachgewiesener Weise über solche Fähigkeiten verfügen. So wurden junge Affen dabei beobachtet, dass sie zwar Nahrung wahrnehmen in ihrer Umgebung, die von den erwachsenen nicht gesehen wurde, aber nicht sofort zu dieser Stelle gehen, da sie sonst die Aufmerksamkeit auf die Nahrung lenken würden. Andere Beispiele wären es, dass Schimpansen aus einer Auswahl von Schlüsseln den passenden für verschiedene Schlösser ausfindig machen können oder Gorillas die Zeichensprache erlernen können.

Weitergefasst lässt sich diese Definition jedoch fast auf jedes Säugetier übertragen, da alle gewissermaßen die Folgen ihrer Handlungen abschätzen können – auch wenn oft erst, nachdem sie einmal die falsche Entscheidung getroffen haben. Ob dieses Lernen nun durch Konditionierung erfolgt oder wirklich durch ein Bewusstsein steht laut Singer außer Frage.

 

Er plädiert dazu, dass man alle Tiere somit so behandeln sollte, wie man mit seinen Mitmenschen umgeht, da es sich bei allen um Personen handelt.

Wie genau man nun handeln soll zum Beispiel im Bezug auf Tiere lässt sich durch Singers Präferenzutilitarismus beschreiben. So hat jede Person bestimmte Grundbedürfnisse (Präferenzen), die gegen die anderer abgewogen werden müssen. Teilweise müssen manche Individuen dann zurückstellen oder etwas ihres Besitzes abgeben, damit die Bedürfnisse der anderen gedeckt werden können. So müssen Menschen beispielsweise auf verschiedene Dinge verzichten um sicher zu stellen, dass die Bedürfnisse der Tiere auch gedeckt sind.

Auf die am Anfang des Artikels gestellten Fragen würde Peter Singer wie folgt antworten:

Das Fleisch von Tieren zu essen ist widermoralisch, da auch sie wie jede Person das Anrecht auf Leben haben und das Interesse vertreten dieses auszuleben. Somit ergibt sich auch, dass die Massentierhaltung insofern verwerflich ist, da auch die artgerechte Haltung im Interesse jeder Person steht. Dasselbe gilt auch für einen Zoo. Experimente an Tieren sind ebenso nicht vertretbar, weil menschliche Personen sich erneut über die tierischen stellen und die Verletzung ihres Wohles in Kauf nehmen.

Der Punkt, wieso Peter Singer jedoch in der Kritik steht, ist nicht sein Anti-Speziesismus, sondern der Fakt, dass seine Personendefinition Neugeborenen und Menschen mit Geistiger Behinderung den Personenstatus abspricht. Er ist sich jedoch bewusst, dass dies mit der generellen Moralvorstellung kollidiert.

Seit ich von Singer im Ethikunterricht gehört habe, bin ich fasziniert von ihm, aber muss mich leider auf die Seite der Kritiker stellen. Es ist zwar in aller Interesse, dass das Tierwohl besser verteidigt wird, jedoch widerspricht der Grundsatz einigen Menschen ihr Recht auf Leben abzusprechen, zu sehr den gesellschaftlichen Normen. Nichtsdestotrotz kann man sich von Zeit zu Zeit mal mit ihm und anderen Philosophen auseinandersetzen und vielleicht einige Ideen annehmen – wenn auch nicht alle Peter Singers.

Von Sarah

Veröffentlicht am 14.09.2021

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