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tumult

Ganzschön Porno oder doch Ficktion?

Das Angebot des digitalen Basars bestimmt immer mehr Teile unseres alltäglichen Lebens. Je mehr Menschen der Marktschreier mit seinem lauten Angebot erreicht, desto mehr Einfluss hat sein Stand auf unsere postmoderne Gesellschaft. So gestalten verschiedenste Influencer*innen und Onlinemagazine den allgemeinen Modemainstream bis hin zum Lebensstil vieler Menschen über das Internet. (Das Ganze ist lediglich eine Demokratisierung, denn vorher haben das auch bloß Institutionen, wie Fernsehen, Hollywood oder die Kirche gemacht.)

So entsteht natürlich auch ein deutlich erleichterter Zugang zum wachsenden Angebot von Filmen, Bildern, Musik, Lifecoachings und eben auch Pornographie…

Als Pornographie bezeichnet man in erster Line jegliche Darstellung von sexuellen Handlungen, bei denen der Fokus in der Regel auf den primären Geschlechtsteilen liegt. Das ganz ist auch kein modernes Phänomen, sondern wurde beispielsweise schon in der griechischen Antike sehr ausgiebig produziert. In Städten wie Pompeii fanden Archäologen quasi an jeder Straßenecke pornographische Darstellungen in Form von Wandmalereien, Statuen oder Vasen. Was hingegen einen neuen Faktor darstellt, ist der Einfluss durch die Verbreitung von „freeporn-tube-Seiten“ im Internet. Um das Ganze kurz zusammenzufassen:

  • Unter den 30 meistbesuchten Internetseiten in Deutschland sind 4 Porno/tubeseiten
  • Schätzungsweise 50% der täglichen Internetnutzung handeln von Sex
  • Männer konsumieren durchschnittlich 4 Stunden Pornographie pro Woche (Frauen etwas weniger)
  • Die meisten Zugriffe auf Pornoseiten werden mit dem Handy getätigt

Der erste Kontakt mit Pornos kommt demnach auch in der Regel bei Kindern und Jugendlichen durchschnittlich mit 11 und  dem ersten Handy zustande. Die langfristigen Auswirkungen davon sind bis jetzt jedoch noch nicht wissenschaftlich erfasst wurden, da die Studien entweder sehr Meinungsbasiert, nicht repräsentativ oder veraltet sind. Was hingegen gesagt werden kann ist, dass Kinder somit oft schon, lange bevor sie selbst sexuelle Erfahrungen gemacht haben, Pornographie zu Gesicht bekommen. Durch die fehlende Aufklärung entsteht somit häufig ein falsches, überperfektioniertes, einseitiges oder unrealistisches  Bild von Sex, gerade wenn unter den Top 10 Kategorien Anal (16%), Golden Shower (12%), Latex Lether(3%) und Fisting (3%)dominieren. Nicht gerade der Standard im Bett oder?

(Falls sich jemand fragt, wie das mit dem Jugendschutz vereinbar ist: die Server der meisten Seiten liegen in Ländern, in denen eine einfache Zustimmung als „Jugendschutz“ gilt. Bei deutschen Servern wäre es jedoch illegal)

 

Im Zusammenhang mit diesen spezifischen Bildern entstehen oft viel zu hohe Ansprüche vor dem ersten Mal.

 

Jungen verfallen unrealistischen Selbstansprüchen die Partnerin 45 Minuten lang zu multiplen Orgasmen zu knallen, während Mädchen das Gefühl vermittelt bekommen, sie müssten vor allem dabei perfekt aussehen und wirklich alles super geil finden.Keine Haare, kein Schweiß, nur perfekte Körper – „Pornographie ist eine Lüge, […] Show“[1] und eigentlich nichts anderes als die überspitzten Fantasien, die auch Marvels Superhelden hervorbringen. Der wesentliche Unterschied ist jedoch, dass Kinder und Jugendliche die ihnen unbekannte Realität nicht von der pornografischen Fiktion trennen können. Während der Superheld selbst für Kinder eindeutig bekannte Gesetzte der Physik überschreitet, könne sexuell unerfahrene Jugendliche die Überspitzung in Pornos einfach aus Unwissenheit nicht erkennen.

Darum muss es große Reformen im Sexualkundeunterricht geben um nicht länger nur die rein biologischen, sondern auch soziologischen Aspekte der Sexualität zu thematisieren, um auch zu zeigen, dass es um mehr als Babys machen zwischen Mann und Frau oder den perfekt inszenierten Akt geht und Kindern eine sicherere Internetnutzung zu garantieren. Und das nicht erst in Klasse 10, wo die meisten schon Erfahrungen mit Sex und/oder Pornographie gesammelt haben, sondern schon präventiv ab Klasse 5 oder 6. Pornographie ist grundsätzlich kein Teufelswerk, sondern eben ein weiterer Aspekt der modernen Unterhaltungsindustrie, doch sollten wir uns alle im Klaren sein, dass das alles nur FICKTION ist.

 

Wen das Thema noch weiter interessiert kann sich gerne mal diese Talkrunde zum Thema Sexismus und Ausbeutung in der Pornobrange, sowie feministische Pornographie anschauen. hier!

Von: Til

Veröffentlicht am 29.April 2021

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