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tumult

Anton Wilhelm Amo

Wenn man an einflussreiche historische Personen aus Halle denkt, kommt einem immer zuerst der Komponist Georg Friedrich Händel in den Sinn und etwas später vielleicht noch der Philosoph und Naturwissenschaftler Christian Wolff oder der Theologe und Pädagoge August Hermann Franke…

…Wie aber der Titel bereits verrät, geht es nicht um diese, sondern einen anderen eher unbekannten Rechtswissenschaftler und Philosophen, der als erster Mann afrikanischer Herkunft an einer deutschen Universität promovierte – Anton Wilhelm Amo.

Anton Wilhelm Amos Leben ist heute nur noch schlecht dokumentiert, aber dennoch ist es wichtig über einzelne Eckpunkte seines Lebens zu reden um zu verstehen, wieso er heute als ein Vordenker des BlackLiveMatters-Movements gesehen wird.

Amo wurde um 1700 in Ghana geboren und dann als „Hofmohr“ nach Amsterdam verschifft. Sein Weg führte ihn 1707 letztendlich an den Hof von Braunschweig-Wolfenbüttel, wo er eine starke Förderung erhielt. Neben seinen Diensten als „lebendes Ausstellungsstück“ gibt es auch Aufzeichnungen darüber, dass er als Kammerdiener sowie Bibliothekar arbeitete. Hierbei ist anzumerken, dass es in Deutschland zu dieser Zeit in der Theorie keine Sklaverei mehr gab, er aber seinen Lebensanfang dennoch wie einer verbringen musste.

 

1727 kam er letztendlich nach Halle und begann sein Studium der Philosophie und der Rechtswissenschaften. 1729 hielt er bereits eine seiner bedeutendsten Disputationen über das „Mohrenrecht“. Er soll darin darüber geredet haben, dass auch Menschen afrikanischer Herkunft dieselben Rechte haben sollten, wie jene der europäischen. Ich sage an diesem Punkt bewusst „soll“, da die Disputation wie viele seiner anderen Werke nicht mehr erhalten ist bis auf eine halbe Seite, die dieser in einer Zeitung gewidmet wurde. 

Amo soll sich darauf bezogen haben, dass die Kontinuität der ehemaligen römischen Kolonien in Afrika ihren Bürgern andere Rechte zuspricht, als sie ihnen in der damaligen Zeit zu Teil wurden. In anderen Werken sprach er auch die religiöse Gleichstellung von Juden und Christen an.

Nachdem er weitere Jahre an verschiedenen deutschen Universitäten unterrichtete, wobei er zunehmend auf den Namenszusatz Afers (= aus Afrika) bestand, kehrte er 1747 in seine Heimat zurück, wobei unklar ist, wieso genau er Deutschland den Rücken kehrte. Bekannt ist noch, dass er nach seiner Rückkehr ein eher zurückgezogenes Leben führte und als Schamane und Wahrsager angesehen war.

Es ist nichts darüber bekannt wie die Zeitgenossen auf ihn und seine Werke reagierten, es ist jedoch davon auszugehen, dass er aufgrund seines Aussehens und seiner Theorien sozial und kulturell ausgeschlossen wurde. Außerdem ist er auch zum Großteil in der Geschichte sowie in der Philosophie in Vergessenheit geraten.

Zu den Zeitgenossen ist jedoch noch anzumerken, dass es gut möglich ist, dass Kant Amo kannte, da ein sehr enger Freund Kants selbst Texte über den hallischen Philosophen verfasst hatte. In Anbetracht dessen stellt sich dann jedoch die Frage, wie er und viele andere Philosophen ihren unreflektierten Rassismus umsetzen konnten und wie Amo auf solche Theorien reagierte – ob diese nicht vielleicht sogar der Grund für seine Heimkehr waren.

Von Sarah

Veröffentlicht am 29.11.2021

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